Kratzer im Lack sind ein Ärgernis für jeden Fahrzeugbesitzer. Sie können nicht nur das Erscheinungsbild des Fahrzeugs erheblich beeinträchtigen, sondern auch den Wiederverkaufswert mindern. Doch es gibt kostengünstige Möglichkeiten wie das Kratzer Polieren. In dem folgenden Artikel erfährst du, wie du Kratzer effektiv und fachmännisch polierst und den ursprünglichen Glanz deines Fahrzeugs wiederherstellen kannst.

Warum ist das Polieren von Kratzern wichtig?
Das Entfernen von Kratzern hat nicht nur ästhetische Vorteile, sondern dient auch dem Schutz des Autolacks. Kratzer sind Beschädigungen der Lackoberfläche und können zu Rostbildung führen, wenn sie nicht rechtzeitig behandelt werden. Durch die regelmäßige Pflege und der Kontrolle des allgemeinen Zustands der Lackoberfläche kannst du den Untergrund schützen und somit die Lebensdauer der Karosserie deines Fahrzeugs verlängern.
Hierbei ist es in erster Linie wichtig zu wissen wie dick die einzelnen Schichten im Durchschnitt sind, um darüber hinaus eine grobe Vorstellung und ein Gefühl zu bekommen, wie behutsam man hierbei vorgehen sollte.
Der Lackaufbau

Die einzelnen Schichten:
Stahlblech: (0,8mm)
Phosphatschicht: (ca. 1,5µ)
kathodische (Elektro-) Tauchgrundierung: (ca. 20µ)
Füller: (ca. 40µ)
Basislack: (ca. 20µ)
Klarlack: (ca. 40µ)
Die einzelnen Schichten des Lackaufbaus haben zusammen in etwa eine Schichtdicke von 100µ bis 140µ (140µ = 0,14mm) je nach Hersteller und Modell. Ein menschliches Haar ist im Vergleich in etwa 0,08 mm dick.
Arten von Kratzern im Lack
Bevor du mit der Kratzerpolitur beginnst, ist es wichtig, die verschiedenen Arten von Kratzern zu kennen und zu verstehen. Oberflächliche und leichte Kratzer sind nur in der Klarlackschicht vorhanden und können mit einer Politur entfernt werden. Tiefere Kratzer hingegen können vom farbgebenden Basislack bis hin zum Untergrund reichen und erfordern möglicherweise eine intensivere Behandlung. Die Unterscheidung zwischen den Kratzertypen ist bereits entscheidend, um die richtige Vorgehensweise zur Entfernung der Kratzer zu wählen und um die Beschädigung richtig einschätzen zu können.

Hologramme und Polierspuren:
Hologramme entstehen durch durch den Verzicht von extra feinen Antihologrammpolituren und sind vor allem bei dunklen Farbtönen sichtbar. Diese Kratzer sind nur oberflächlich und können bei richtiger Anwendung problemlos mit einer geeigneten Politur entfernt werden.
Leichte Kratzer u. Swirls:
Leichte Kratzer entstehen zum Beispiel bei häufiger Nutzung von Waschstraßen oder bei umherfliegendem Sand, Schmutz oder ähnlichem. Diese Kratzer sind ebenfalls nur oberflächlich aber benötigen meist den Einsatz von leicht bis mittelgroben Polituren.
Mittlere Kratzer:
Mittlere Kratzer sind meistens das Resultat von mangelhafter Pflege. In vielen Fällen gelingt es mit der alleinigen Anwendung einer groben Schleifpaste eine deutliche Verbesserung zu bewirken. In manchen Fällen muss aber zusätzlich noch zuvor mit einem Schleifpapier vorgearbeitet werden um dies entfernen zu können.
Tiefe Kratzer:
Bei tiefen Kratzern ist es oftmals schwer zu erkennen in wie weit sie sich möglicherweise durch ein Ausschleifen und Aufpolieren entfernen lassen. Hierbei riskiert man die oberste Schicht vollständig abzutragen und dadurch eine nicht weniger auffälligere Farbveränderung zu verursachen.
die Schadstelle dadurch lediglich etwas verschönert und den Kratzer
Vorbereitung – Entfernen von Kratzern
Bevor Sie mit der Kratzerentfernen beginnen, sollten Sie den betroffenen Bereich gründlich reinigen. Beseitigen Sie Schmutz, Staub und andere Verunreinigungen, um zu verhindern, dass sie während des Poliervorgangs den Lack weiter beschädigen. Stellen Sie sicher, dass Sie alle benötigten Materialien wie Poliermittel, Poliermaschine und Poliertuch zur Hand haben. Und wenn nötig natürlich auch die geeigneten Schleifpapiere zur Kratzerentfernung.
Methoden zum Kratzer Polieren
Es gibt verschiedene Methoden mit denen du Kratzer, mithilfe von Politur entfernen oder zumindest verbessern kannst. Abhängig ist das natürlich von der Tiefe und Schwere der Kratzer.
Grundsätzlich kann man sagen: Je dunkler der Farbton und umso tiefer der Kratzer, desto größer ist der Aufwand!
Bei hellen Farbtönen und leichten Kratzern ist meist ein Tuch mit Politur schon weitestgehend ausreichend.
Wo hingegen bei mittleren bis tiefen Kratzern, eine Poliermaschine und eine Schleifpaste benötigt wird um ein akzeptables Ergebnis zu erreichen.
Bei dunklen Farbtönen und bei tiefen Kratzern ist zusätzlich noch der vorherige Gebrauch von Schleifpapier unvermeidbar.
Schritt-für-Schritt-Anleitung zum Kratzer Polieren
Solltest du noch keine Erfahrung haben im Umgang mit einer Poliermaschine, dann ist dieser Beitrag für dich das richtige. Denn die perfekten Grundlagen für einen sicheren Umgang mit einer Poliermaschine, erfährst du hier! „Polieren“
Kratzer Polieren mit Poliermaschine
Schritt 1: Überprüfen der Schadstelle auf Abrieb.
Verwende ein mit Lösemittel (Nagellackentferner, Universal- Nitroverdünnung, Waschbenzin, Frostschutzmittel usw.) gedrängtes Tuch um zunächst möglichen Abrieb (am Lack anhaftende Reste der Beschichtung des berührten Objekts) zu entfernen. In den meisten Fällen führt bereits das zu einer extrem positiven Veränderung der Schadstelle. Achte aber darauf das Tuch nicht zu lange auf den Lack wirken zu lassen. Denn dieser kann dadurch weich werden. Um mit dem Polieren fortfahren zu können darf die Oberfläche danach nicht klebrig erscheinen.
Schritt 2: Großzügiges Reinigen des zerkratzen Bereichs.
Stelle sicher, dass der Lack sauber und von Schmutz wie Sand oder ähnlichem befreit ist. Denn das Aufnehmen des Polierschwamms von Sand, führt zwangsläufig zu weiteren Kratzern und Beschädigungen im Lack. Spüle dafür den groben Schmutz zunächst runter und wische als nächstes, vorsichtig mit einem nassen Mikrofasertuch über die Fläche.
Schritt 3: Korrektes Zuordnen der Kratzer.
Am einfachsten ist es du benutzt deinen Fingernagel. Bleibt dieser beim Überfahren des Kratzers in der Vertiefung hängen, ist er in 99% der Fälle zu tief, um ihn durch Polieren restlos entfernen zu können. Doch bedenke, dass du auch bei zu tiefen Kratzern eine Verbesserung erreichen kannst und das Ausmaß dadurch verringerst.
Schritt 4: Korrektes Zuordnen der Struktur.
In der Regel erkennt man anhand der Struktur wie dick oder wie dünn die auf dem Fahrzeug aufgetragene Klarlackschicht ist. Bei einer sehr feinen Struktur handelt es sich in der Regel auch um eine sehr dünne Schicht Klarlack. Was natürlich auch den Spielraum für das Entfernen von Kratzern verkleinert und unbedingt berücksichtigt werden muss. Zwangsläufig muss eine glattere Struktur aber nicht eine dickere Schicht Klarlack bedeuten. Denn auch in solchen Fällen kann schon bereits zuvor etwas verschliffen und poliert worden sein. Das heißt glattere Struktur, aber trotzdem eine dünnere Schicht Klarlack. Meistens ist das aber nur punktuell der Fall und leicht zu erkennen, wenn dem so ist.
Schritt 5: Verschleifen der Kratzer
Verwende für das Verschleifen ein sehr feines Schleifpapier (P2000 zum nass schleifen geeignet) und ein Mikrofasertuch um den Fortschritt deines Schleifens in regelmäßig kurzen Abständen zu überprüfen. Zusätzlich eignet sich am besten hierfür ein kleiner Zerstäuber oder ein Eimer gefüllt mit Wasser in dem du das Schleifpapier tauchen kannst. Du wirst feststellen, desto weiter du schleifst, umso mehr verschwindet der weiße Kratzer. (bedenken aber, dass bei zu tiefen Kratzern das Schleifen nach kurzer Zeit beendet werden sollte BEVOR die oberste und klare Schicht durchgeschliffen wurde)
Schritt 6: Feines Nachschleifen
Um schneller ein perfektes Hochglanz finish zu erreichen und um zusätzlich noch einen sanften Übergang zwischen der vorhandenen und der von dir punktuell geglätteten Struktur zu erhalten, empfiehlt es sich nach der Verwendung des P2000 ein noch feineres Schleifpapier anzuwenden. (für gewöhnlich ein P3000 Schleifpad) Profis verwenden hierfür oft spezielle Schleifpads die sich zum nass schleifen in Verbindung mit einem kleinen Exzenterschleifer eignen. (Dank des Schaumstoffs, passen sich die Pads der Struktur an und glätten diese nur sehr wenig, während sie den gewünschten Schliff bewirken. Und durch den Hub des Exzenterschleifers verfeinert sich zudem der Schliff nochmals.)
Schritt 7: Polieren des verschliffenen Bereichs
Begonnen wird der Polierprozess mit einer sogenannten Schleifpaste. Diese sollte aber (nicht zu grob) fein genug sein, dass die dadurch entstandenen Mikrokratzer durch die darauffolgende Politur problemlos beseitigt werden können. Je nach dem welche Politur verwendet wird enthalten diese zudem mehr oder weniger viele (Paraffine) Wachse. Um sicherzugehen dass du die geschliffene Stelle vollständig aufpoliert hast, solltest du den Gebrauch eines sogenannten Finish-Control-Sprays in Erwägung ziehen und diesen Polierschritt wenn nötig, vorsichtig wiederholen. (Control Spray entfernt das Wachs und macht dadurch Schleifkratzer bei unzureichendem Polieren wieder sichtbar).
Schritt 8: Anwendung einer Hochglanzpolitur
Nachdem du den verschliffenen Bereich mit einer Schleifpaste poliert hast, musst du diesen danach noch mit einer Hochglanzpolitur nachbehandeln. Diese entfernt die von einer Schleifpaste zuvor verursachten feinen Schleifkratzer und erzeugt dadurch einen noch höheren Glanzgrad. Bei sehr hellen Farbtönen benötigst du keinen weiteren Polierschritt. Und kannst Schritt 9 überspringen. Bei dunkleren Farbtönen solltest du auch den nächsten Schritt beachten. Die Hochglanzpolitur sollte bei dunkleren Farbtönen mit einer Exzenterschleifmaschine angewandt werden. Das vereinfacht den nächsten Schritt und ermöglicht ein perfektes Ergebnis.
Schritt 9: Anwendung einer Antihologrammpolitur
Hologramme sind feinste Mikrokratzer auf Oberfläche, die oftmals erst bei direkter Lichteinwirkung sichtbar werden und dadurch eine unerwünschte reflektierende Musterung erzeugen. Diese sind bei fachgerechter Durchführung der vorherigen Schritte zwar weniger stark ausgeprägt, aber trotz allem dennoch vorhanden. Um ein perfektes und hologrammfreies Ergebnis zu erreichen, ist die Anwendung dieser Politur mit einer Exzenterpoliermaschine empfehlenswert.
Schritt 10: Entfernen von Polierstaub und Politurresten
Reiben Sie zuerst Ihre Flächen und Kanten sorgfältig ab und öffnen Sie dann bei Bedarf Türen usw. für Innenbereiche wie z.B. Einstiege. Für die nicht polierten Bereiche ist es hilfreich ein separates Tuch zu verwenden. Da feinste Schmutzpartikel ins Tuch gelangen können und bei weiterer Anwendung womöglich feine Kratzer verursachen.
Tipps & Tricks
- Vermeide Schmutz wie Sand und ähnliches in deinem Wasser welches du zum schleifen benutzt. Unweigerlich führt das zu noch mehr Kratzern. Achte deshalb auf ein sauberes Behältnis und sauberes Wasser.
- Gebe dem Wasser einen Tropfen Spülmittel hinzu. Das verbessert nicht nur die Haltbarkeit des Schleifpapiers, sondern verhindert auch die Tröpfchen Bildung und das Abperlen des Wassers auf der Oberfläche.
- Reinige (mit z.B. Control Spray) und befreie die Oberfläche vor Politurresten immer bevor du mit dem nächsten Schritt beginnst. So verhinderst du ein Vermischen von unterschiedlichen Schleifpartikeln und ein Verfälschen der Ergebnisse. Darüber hinaus entfernt es Wachse und ermöglicht es die gewünschte Wirkung des nächsten Schritts zu gewährleisten.
- Verwende immer ein sauberes Mikrofasertuch zum abreiben, welches du ausschließlich nur bei dieser Politur nutzt. Du kannst die Tücher aber natürlich auch von fein zu grob verarbeiten. Möchtest du zum Beispiel ein neues Tuch für die Antihologramm Politur verwenden. So kannst du möglicherweise das alte Tuch dennoch weiterhin für die Hochglanzpolitur gebrauchen.
- Setze nach dem Poliervorgang zum Abreiben der Politur (wenn es dir möglich ist) Druckluft mit ein. Das erleichtert die restlose Reinigung der Oberfläche. Es ermöglicht aber auch das Entfernen von Polierstaub in Spalten und schwer zugänglichen Ritzen.
- Vermeide billige Polituren und Polituren die Silikone oder vermehrt Paraffine (Wachse) enthalten. Wachse und Silikone setzen Kratzer lediglich zu und täuschen ein gutes Ergebnis nur vor. Sie verflüchtigen sehr schnell und die vermeintlich entfernten Kratzer, kommen wieder zum Vorschein.
- Bei sehr tiefen Kratzern und hellen Farbtönen, kann es bereits Wunder bewirken mit einem Mikrofasertuch und etwas Politur, den Schmutz längs aus dem Kratzer zu wischen. Dadurch wirken zu tiefe Kratzer weniger tief und stechen nicht mehr sofort ins Auge. Doch natürlich verfängt und legt sich hierbei der Schmutz und der Staub in kurzer Zeit wieder im Kratzer.
Pflege nach dem Kratzer Polieren
Um Kratzer in Zukunft zu vermeiden, solltest du einige einfache Tipps zur Fahrzeugpflege befolgen. Verwende beispielsweise beim Waschen und Trocknen des Fahrzeugs weiche Materialien und vermeide abrasive (von reibender und schleifender Wirkung) Reinigungsmittel. Parke dein Fahrzeug in schattigen Bereichen, um direkte Sonneneinstrahlung zu reduzieren und den Lack vor UV-Schäden zu schützen. Eine regelmäßige Wachsversiegelung kann ebenfalls dazu beitragen, den Lack vor Kratzern und Umwelteinflüssen zu schützen.
Häufige Fehler beim Kratzer Polieren
Beim Kratzer Polieren können einige Fehler auftreten, die vermieden werden sollten. Überpolieren des Lacks kann zu Beschädigungen führen, insbesondere bei empfindlichen Lackoberflächen. Verwende daher immer die richtige Technik und die empfohlenen Poliermittel. Vermeide auch die Verwendung ungeeigneter Poliermittel, und (bei Poliermaschinen) unnötig hohe Drehzahlen, da diese den Lack weiter schädigen können. Eine gründliche Vorbereitung des Arbeitsbereichs und die Nachsorge sind ebenfalls wichtig, um beste Ergebnisse zu erzielen.
Zusammenfassung:
Das Polieren von Kratzern ist eine effektive und zugleich kostengünstige Methode, um den Glanz des Fahrzeuglacks wieder aufzufrischen und Schäden zu reparieren. Durch die richtige Vorbereitung, die korrekte Auswahl der geeigneten Methoden und einer sorgfältigen Durchführung, kannst du Kratzer erfolgreich zuordnen, verschleifen und polieren. Vergesse nur nicht, regelmäßige Pflegemaßnahmen durchzuführen, um neue Kratzer zu vermeiden.
Fazit:
Indem du die in diesem Artikel beschriebenen Schritte befolgst und auf die richtige Technik und Materialien achtest, kannst du den Glanz und den Wert deines Fahrzeugs erhalten und womöglich sogar steigern. Nehme dir die Zeit, um Kratzer zu polieren, und du wirst mit einem strahlenden Fahrzeug belohnt, welches dir wie ein neues erscheint.